Jahrhundertelang war Gottlieben vor allem ein Fischer- (und später auch ein Händler)dorf.
Gefischt wurde vornehmlich mit Fachen und Reusen im Rhein.
Fischerei-Abgaben in Gottlieben
Interessant ist die Stellung des Bischofs von Konstanz zu seinen Lehensfischern in Gottlieben. Die Lehensleute liefern ihrem Lehensherrn jedes Jahr 13000 Gangfische.
Ferner beansprucht der Bischof vom Fang mit der Segi 1000 Gangfische. Dieser Fang geht in dier Zeit von Dreikönigen und Maria Lichtmess (2. Februar) vor sich. Die Fischer sind ausserdem zur Abgabe aller grösseren Fische, die zwischen Marini (11. November) und Dreikönigen gefangen werden, verpflichtet. Diese Fische heissen «Unfische».
Die Fische, die einen Wert von über 6 Pfennig besitzen, müssen im Schloss abgegeben werden. Fische unter diesem Wert dürfen die Fischer für sich behalten.
Von den «niederen Fachen» unterhalb Gottliebens werden dem Bischof jährlich 1200 Gangfische gebracht. Zahlen die Lehensleute diesen Zins, so erhalten sie sechs Quart Wein und 24 Brote. Werden die Fische vor Dreikönigen gefangen, so sind sie grün abzugeben, nachher in gedörrtem (geräuchertem) Zustand.
Die Fachen werden jedes Jahr ausgebessert. Zu diesem Zweck dürfen die Lehensfischer sechs «Karren» von Holz und «Gerten» im Tegerwiler Wald holen.
aus den Schriften des Vereins für den Bodensee, 1910
Um 1250 war der Konstanzer Bischof Eberhard II. auch Stadtherr über Konstanz. Mit deren Bürgern lag er aber in Streit, weil sie nach mehr Autonomie strebten.
So plante der Bischof ein nahes Städtchen als "Konkurrenz" zu Konstanz, über das er den Handelsverkehr umleiten und durch diesen wirtschaftlichen Druck die Konstanzer Bürgerschaft in die Knie zwingen wollte: Gottlieben lag dazu strategisch ideal. Ab 1251 wurde es denn auch so erbaut, mit umlaufendem Wassergraben, einer neuen Rheinbrücke und einer schützenden Burg - dem heutigen Schloss Gottlieben.
Das Schloss diente dem Bischof lange als Fluchtburg und Sommerresidenz.
Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte Gottlieben unter anderem wegen seiner günstigen Verkehrslage am Rhein einen wirtschaftlichen Aufschwung als Handels- und Umschlagplatz, vor allem von Salz, Eisen und Wein. 1678 erhielt Gottlieben das Marktrecht. Obwohl sich in Gottlieben bereits im 19. Jahrhundert kleinere Industrien ansiedelten (Knopffabrik, Rosshaarspinnerei), bildeten bis nach der Mitte des 20. Jahrhunderts Fischerei, Handwerk und Handel den Haupterwerb der Bevölkerung. Nach 1945 entwickelte sich der Tourismus, so dass heute neben zwei Bootswerften und der bekannten Hüppenbäckerei die Gastronomie in Gottlieben der wichtigste Arbeitgeber ist.
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1678 verlieh der eidgenössische Landvogt Gottlieben das Marktrecht, und so entwickelte sich das Dorf zu einem bedeutenden Warenumschlag- und Stapelplatz (mit einem Gredhaus beim heutigen Waaghaus, aber auch mit den prächtigen Handelshäusern am Dorfplatz).
Der Einmarsch der Franzosen 1798 beendete die bischöfliche Herrschaft von Gottlieben, doch die neue Verfassung machte die kleine, aber bedeutsame Ortschaft zum Hauptort eines der acht thurgauischen Distrikte.
Als sich der Warenverkehr im 19. Jahrhundert zunehmend vom Wasser auf die Strasse und die Schiene verlagerte, begann der wirtschaftliche Niedergang, dem auch bald der politische folgte: 1874 verlor Gottlieben seine Stellung als Bezirkshauptort ans aufstrebende Kreuzlingen.
1251 liess Bischof Eberhard II. wie erwähnt die Burg Gottlieben als wehrhafte und eindrückliche Doppelturmanlage bauen. Sie war dem Bischof sicherer Sitz vor den Toren der
Stadt und entwickelte sich zu einer seiner beliebtesten Nebenresidenzen.
Besuchen Sie in Konstanz den Hussenstein, wo die beiden Vorreformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag am Konzil von Konstanz nach der Einkerkerung im Westturm den Flammentod sterben mussten.
Dieser Hussenstein befindet sich hier:
Beim nebenstehenden Stadtrundgang kommen Sie auch beim Hussenmuseum vorbei.
1836 erwarb Jérôme Bonaparte, ehemaliger König von Westfalen und jüngster Bruder von Napoleon I, das Schloss Gottlieben im Hinblick auf eine mögliche Heirat seiner Tochter Mathilde mit Prinz Louis Napoleon.
Doch die Liebe und eigensinnige junge Herren gehen zuweilen nicht die vorgezeichneten Wege...
1950 kaufte die berühmte Opernsängerin Lisa Della Casa das Schloss und füllte es mit Antiquitäten aus ihren Welttourneen.
Allerdings riegelte sie (und seit ihrem Tod 2012 ihre Erben) das Schloss hermetisch gegen jeglichen Besuch ab; selbst renommierten Historikern oder der Denkmalpflege blieb jeglicher Eintritt verwehrt.
Bei aller Bewunderung für einen virtuosen Koloratursopran: das Schloss braucht wieder einmal einen ordentlichen Frühlingsputz!
Infotafel 1. Teil
Infotafel 2. Teil
Begeben Sie sich auf diesen geschichtlichen Rundgang durch Gottlieben, den Esther Bächer zusammengestellt hat: