Exponiert und weithin sichtbar, thront auf einer Felsnase bei Salenstein das nicht mehr ganz so stolze Schloss Salenstein über dem Untersee.
Standorte der beiden Schlösser Ober- und Niedersalenstein.
Niedersalenstein stand bei der heutigen Hinterburg. Im Hintergrund Arenenberg.
Um 1092 wurde erstmals ein Schloss Salenstein erwähnt, bald darauf aber auch ein zweites: das heute nicht mehr existierende Niedersalenstein stand bei der heutigen Hinterburg. Sie wurde auch Niederburg oder eben Hinterburg genannt.
Die Herren von Salenstein standen im Dienste des Reichenauer Abtes. Sie zogen für ihn die Zinsen und Zehnten ein und übten die niedere Gerichtsbarkeit aus.
1197 erhielt Albert II. das Schenkenamt ("Mundschenk") des Abtes. Fortan nannte sich dieser Familienzweig die "Schenken von Salenstein".
Name und Wappen der heutigen Gemeinde Salenstein gehen auf diese Herren von Salenstein zurück.
Den Zehntenhof des Klosters Reichenau beim Hofplatz nannte der Volksmund kurzum "s'Chloster".
Gemälde an einem der Ökonomiegebäude des Schlosses; angebracht zum Gedenken an die Herren von Salenstein, durch Norman Friedrich Budgeon, dem vorletzten Besitzer des Schlosses.
Da ist der Schrecken einem dieser tapferen und mutigen Salensteiner Ritter doch noch in die Knochen gefahren:
1155 soll er "nach heiler Rückkehr von einem Kreuzzug ins Heilige Land" die Kapelle Mannenbach gestiftet haben.
Die Festung Niedersalenstein, auf der ein zweiter Zweig der Herren von Salenstein wohnte, wurde wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten von ihren Eigentümern verlassen.
Spätestens um 1600 scheint sie zerfallen oder abgebrochen worden zu sein.
Es gibt meines Wissens keine bildliche Darstellung dieser Festung Niedersalenstein (mehr).
Das heutige Schloss soll um 950 erbaut worden sein.
Das äussert einflussreiche und zahlungskräftige Konstanzer Patriziergeschlecht der Muntprat sass ab 1440 auf dem Schloss.
Spätestens ab jetzt gab es auch ein "Neuschloss": es ist der breite Anbau rechts auf dem oberen Stich.
"Zwei Brüder, Lüfried und Ludwig Muntprat, denen es behagt, in Konstanz ihr bürgerliches Gewerbe zu betreiben, wussten durch ihre glatten Manieren die zwei Töchter Egloffs von Rosenberg, Frida und Ursel, so für sich einzunehmen, dass die beiden Schwestern die beiden Brüder ehelichten und dadurch etwas blaues Blut in die bürgerliche Familie kam."
(Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 1904)
Ab 1611 bewohnte das einflussreiche Adelsgeschlecht der von Breitenlandenberg das Schloss. Wobei ich nicht recht weiss, wie ich mir das vorstellen muss, denn sie "bewohnten" auch noch gleichzeitig die Schlösser Hub in Fruthwilen, Hard in Ermatingen und Wolfsberg oberhalb Ermatingens.
Sie haben die beiden Abbildungen sicherlich verglichen: 1841 fehlt das halbe Schloss... Charles Parquin liess das "Neuschloss" 1826 abreissen, wohl um anstehende Reparatur- und Unterhaltskosten zu sparen.
Der Arme war mit drei Schlössern nämlich arg belastet: die Sandegg hat seine Frau Louise Cochelet (ehemalige Kammerdienerin der Königin Hortense) in die Ehe gebracht, er selbst führte die mit allem Komfort ausgestattete Fremdenpension auf dem Wolfsberg, und das 1822 erworbene Schloss Salenstein sprengte seine finanziellen Möglichkeiten endgültig.
Der machte also keine halben Sachen - auch wenn er nur noch eine halbe Sache zurückliess!
Wenigstens war Charles Parquin in anderer Hinsicht konstruktiv tätig: zusammen mit Louis Napoleon initiierte er den Bau des historischen Aussichtsturmes Belvédère bei Hohenrain / Wäldi.
Herr Markus Irsslinger, ehemaliger Gemeinderat von Salenstein, beschreibt den heutigen Zustand des Schlosses so:
"Nach einer langen Zeit der Verlassenheit ist das stolze Schloss Salenstein wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden. Die gesamte Umgebung wurde durchgepflegt, der sturzgefährdete Felsen an der Hintergasse gesichert, und die Renovationen an der Fassade lassen das Schloss wieder fast im alten Glanz erscheinen.
Die Stiftung von Herrn Stefanini "Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte" repräsentiert den Willen seines Gründers, nämlich den Erhalt des Besitzes.
Welcher Verwendung das Schloss jemals zugeführt werden wird, ist nach wie vor fraglich."
(Zu) schöne Worte von Herrn Irsslinger. In Wirklichkeit hat die Stiftung Stefanini das Schloss jahrzehntelang verlottern lassen. Es hätte eine gründliche Sanierung nötig, nicht nur einen Frühlingsputz!
Machen Sie einmal einen Spaziergang zum Schloss! Am schönsten ist es wie so oft abends.
Kombinieren Sie diesen Abendspaziergang mit einem romantischen Sonnenuntergangs-Apéro auf der Terrasse des nahegelegenen Schlosses Arenenberg!
Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VI, Bezirk Steckborn
Alfons Raimann, Peter Erni
GSK, Bern, 2001 - aber leider vergriffen