Das älteste Schulhaus in Weinfelden


hier am Marktplatz stand das älteste Schulhaus Weinfeldens - allerdings gab's damals noch keine Döner zum Znüni
hier am Marktplatz stand das älteste Schulhaus Weinfeldens - allerdings gab's damals noch keine Döner zum Znüni
die Infotafel am Haus
die Infotafel am Haus

Das Schulwesen wurde im Zuge der Reformation eingeführt und stand drei Jahrhunderte lang unter der Aufsicht der Kirchen. Erst 1833 übernahm der Staat die Verantwortung für die Ausbildung der Thurgauer Schülerinnen und Schüler.

das Schulhaus um 1860 ganz rechts
das Schulhaus um 1860 ganz rechts

Auch die Spuren der ersten Weinfelder Schule reichen in die Zeit der Reformation zurück, um den Gläubigen die Lektüre der Bibel zu ermöglichen.

 

In jener Zeit unterrichteten die Pfarrherren und später die Schulmeister ihre Zöglinge noch in der eigenen Stube.



Die Stapfer-Enquête 1799

Nach der Eroberung der Eidgenossenschaft durch die Franzosen 1788 wurde überall genauestens Buch geführt: der Erziehungsminister Philipp Stapfer liess in allen Schweizer Schulen eine detaillierte Umfrage durchführen.

Diese Umfrage gibt uns heute einen aufschlussreichen und detaillierten Einblick in den Zustand der Schule jener Zeit. Sie ist digitalisiert worden, und man kann die jede Antwort nach Wohnort online abfragen:

http://www.stapferenquete.ch/

Für die drei damaligen Weinfelder Schulen habe ich Ihnen die Ergebnisse gleich zusammengestellt:

Download
Schule in Weinfelden 1799 - Stapfer-Enqu
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"Der fürchterlichste Schlendrian"

1803, nach dem Ende der Helvetischen Republik, fiel das Schulwesen wieder unter konfessionelle Aufsicht, was der Schule nicht gut bekam. Zu sehr musste gespart werden.

 

So beklagte J.A. Pupikofer den "fürchterlichsten Schlendrian" an Thurgauer Schulen, und der Bildungsstand der Bevölkerung blieb auf bedenklich tiefem Niveau.

Regierungsrat Freyenmuth stelle einmal desillusioniert fest:

"Die Gemeinde ... hat eine sehr unwissende Vorsteherschaft, da Ammann und Sekretär der deutschen Sprache sozusagen unkundig sind und, wenn sie etwas Schriftliches von sich geben, ein wahrer Unsinn herauskommt, ohne dass sie auch nur ahnen, dass es Unsinn ist."

Auch in Bezug auf den Schulbesuch herrschte ein fürchterlicher Schlendrian - studieren Sie einmal die Absenzen im nebenstehenden Inspektionsbericht 1833:

Zum Glück ist das heute alles ganz anders!



Das erste Gesamt-Schulhaus: das Pestalozzi

das Pestalozzi-Schulhaus vor dem Bau der Turnhalle
das Pestalozzi-Schulhaus vor dem Bau der Turnhalle

1840 wurden dann alle Weinfelder Schulen im neu gebauten Pestalozzi-Schulhaus zusammengezogen.

 

1901 wurde die erste heute noch in Gebrauch (und unter Denkmalschutz stehende) Turnhalle gebaut.


die neue Turnhalle beim Pestalozzi-Schulhaus kurz vor der Fertigstellung 1901
die neue Turnhalle beim Pestalozzi-Schulhaus kurz vor der Fertigstellung 1901


Tüchtige Schulmeister

Der Volksschriftsteller Jakob Stutz erkannte das Geheimnis einer guten Schule schon vor zwei Jahrhunderten:

"Aber sonderbar – wo tüchtige Schulmeister am Werk waren, lernten die Schüler trotz der mangelhaften Lehrmittel doch etwas Rechtes.

Zeigt uns nicht auch die neueste Zeit, dass die besten Lehrmittel doch nicht die Hauptsache sind? Der Lehrer, der soll selbst das beste Lehrmittel sein. Ohne dies sind ihm die Schulbücher nur Noth- und Hülfsbüchlein..."

 

Jakob Stutz hat das Geheimnis einer guten Schule erkannt: die Persönlichkeit der Lehrperson selbst. Das bleibt die wichtigste Antwort auf all die Diskussionen um Lehrmittel, Lehrpläne, Digitalisierung und Schulformen und -systeme, auch und besonders in der heutigen Zeit! Wie viel ist auch heute noch nur "Noth- und Hülfsbüchlein", auch in digitaler Form...